Hallo, ich bin der Thyson.

Mein Start ins Leben war nicht der Beste. Ich wurde im Wald aufgefunden – als Welpe mit meinen Geschwistern. Unsere Mutter ist leider getötet worden. Dann wurden wir gefunden, ein Knecht von einem naheliegenden Hof hat uns entdeckt. Irgendwie hat er uns dann unter Menschen gebracht. Ich hatte Glück (??) und wurde nach Österreich vermittelt, da war ich ca. 3 bis 4 Monate alt. Natürlich war ich verängstigt, sehr sogar. Allerdings hatte ich Interesse an allem und musste mit meinen neuen weißen Beißerchen alles anknabbern. Das war meinen neuen Menschen zu viel. Ich wurde einen Tag später wieder zurück geschickt nach Ungarn. Dort hatte ich dann einen liebe nette Frau. Die mochte ich und sie mochte mich. Später wurde ich wieder nach Österreich gebracht, auf eine sogenannte Pflegestelle. Dort ging es mir relativ gut. Es mangelte halt an Beschäftigung … da ich ja doch sehr verängstigt war, durch mein ganzes bisheriges Leben, ich war grad mal fünf Monate alt.

Eines Tages wurde dann ein neuer Mensch gerufen, der mir helfen sollte meine Ängste zu beheben. Als sie kam, „siegte“ ich. Sie war der erste und einzige Mensch, den ich sofort an mich rangelassen habe … sie war überfordert … mitnehmen, neuer Platz – nein, kam für sie nicht in Frage. Sie wollte behilflich sein bei meinem Pflegefrauchen, mich besser zu integrieren und meine Ängste in den Griff zu bekommen.

Zwei Tage nach ihrem Erscheinen, hatte mein Pflegefrauchen die für mich richtige Entscheidung getroffen. Sie gab mich an eine andere Pflegestelle – eben zu diesem Menschen. Dieser Mensch hatte aber schon einen großen Burschen, der der „Boss“ zu Hause war.  Sie hatten große Bedenken. Doch, als sie angerufen wurde, hatten sie mich nicht im Stich gelassen und alles riskiert. Und dann kam ich! Also äääähhhh, nein. Ich hatte so viel Angst vor der Welt, dass sie mich tragen musste. Ja, sie musste mich tragen. Ich getraute mich keinen Schritt alleine gehen. Brustgeschirr, Halsband, Leine – was ist das alles? Werde ich schon wieder eingefangen, was passiert mit mir? Panik. Doch, da der neue vertraute Mensch … ich hatte Angst … und dennoch fühlte ich mich wohl … wie wird es weitergehen mit mir?

    Ich wurde ins Auto getragen, drei Menschen waren um mich besorgt. Eine fuhr das Auto, die andere saß auf der sogenannten Rückbank und der dritte bei mir im Kofferraum. Neue Menschen? Wohin geht die Reise? Auto bleibt stehen? Was ist los? Werde ich „entsorgt“…. Angst, Panik. Ich werde schon wieder getragen. Andere Umgebung, andere Gerüche, viele Hunde, neues Haus, neuer Garten, ich werde getragen, abgesetzt im Garten, und da beschnuppern mich so viele ….oh, wer ist der „Lockenkopf“? Aha, der gibt mir Bussi, und da kommt der Große, die Menschen halten die Luft an … denn sie kennen ihn … also, ähm … dachten sie. Er kommt zu mir, beschnüffelt mich und, und, und nun? Er geht einfach wieder weg. Aha, okay und deshalb sind die Menschen so komisch? Naja, okay – und was ist das jetzt für ein Wirbelwind? Kommt schwanzwedelnd, dass sich der ganze Körper bewegt, hüpft, springt, busselt mich … was ist das … aha, gehört auch hierher. Okay, jetzt reicht es. Ich verstecke mich im hinterstem Eck und hab nur mehr Panik. Zuviel ist zuviel.

Da kommt noch wer? Ganz langsam und vorsichtig auf mich zu. Bleibt stehen, schaut mich auf Entfernung an, hat aber eine sichere Haltung und Ausstrahlung. Kommt langsam auf mich zu, bleibt stehen schnüffelt und – okay, das war‘s. Geht wieder. Ließ mich wissen, dass sie auch da ist und lässt mich in Ruhe.

Viele Tage vergehen, ich habe außer Angst nur mehr Angst. Keiner kann mich angreifen, alle haben mich lieb aber ich habe Angst. Futter gibt’s hier reichlich. Die ersten Monate schlief das eine Frauchen sogar für mich im Wohnzimmer auf der Couch, damit ich mich besser zurechtfinde und mehr Sicherheit bekomme. Nach der ersten Woche, plötzlich zog das Frauchen mir ein blaues Ding über, nahm mich in ihre Arme und trug mich raus aus dem Garten. Der Große war mit und das zweite Frauchen. Ich habe mich angemacht vor Angst. Doch das war den beiden egal. Drei Häuser weiter setzten sie mich ab, setzten sich zu mir in das Gras und ließen mich in Ruhe, blieben jedoch bei mir. Dann – nach einer Ewigkeit (es waren 7 Minuten) – gingen wir wieder nach Hause. Hurra, ich war wieder da, wo ich mich schon ein paar Tage auskenne. Hmmm, nächsten Tag das Gleiche. Frauchen zog mir das blaue Ding über, wollte mich in den Arm nehmen, doch ich entkam ihr! Ha! Ich habe entschieden, ich gehe alleine da raus. Okay, sie hielt noch so eine Schnur in der Hand. Leine sagen sie dazu. Doch ich ging alleine. Naja, ich bin ihr bis zum Hals vor Angst und Freude raufgesprungen und wäre am liebsten nicht mehr runter von ihr. Doch sie hielten liebevoll durch. Und der Große war auch wieder dabei. Und wir gehen, und gehen … und gehen – Eine Ewigkeit. Ups, da ein großer LKW und so laut. Die Ewigkeit war immerhin eine ganze Seitenstraße und 10 Minuten weit, dann ging‘s wieder ins sichere Zuhause. Toll. Ich bin schon wieder da, wo ich mich auskenne.

Und so ging es, Schritt für Schritt. Immer mehr lernte ich kennen und ich lerne noch immer. Und eines Tages verriet mir „die Mutter“ der Bande, dass wir drei – alle aus Ungarn kommen. Und wir alle hierbleiben dürfen und können. Für immer. Der Große kommt aus Rumänien und der Lockenkopf aus Oberösterreich. Und meine Menschen haben so viel Geduld mit mir und für mich. Es ist einfach herrlich. Das eine Frauchen, dass immer mit uns dreien spazieren geht „bereut“ es schon, mir das Spazierengehen beigebracht zu haben. Denn nichts, aber auch gar nichts mehr ist vor mir sicher. Ob Katze, Reh, Hase, Fasan, Vogel. Egal, alles will ich haben … alles ist so schön und toll. Ich darf ins Bett, auf die Couch, in den Garten … ich darf sein wo ich will, mich aufhalten wo ich will, spielen und toben wann und (fast) wie ich will. Ich darf einfach endlich das Kind sein, das ich nie sein durfte. Und, naja, lerne eben jetzt als Zweijähriger alles neu kennen. Aber es macht soooo viel Spaß. Okay, ich habe gelegentlich noch meine Angstattacken, aber dafür hat mein Frauchen bei jedem Spaziergang den Kalorienverbrauch schlechthin und braucht keine Mukibude mehr. Alles will ich haben und jagen und spielen. Es ist so schön. Mich freut einfach alles und außerdem und überhaupt, das Leben ist schön.

Danke Gabriele, dass es Dich gibt und dass du mir diese Menschen „vorgestellt“ und gebracht hast. Schlabberschleck.

Anita Styrsky